Ulrich Roski: Es Kann Der Fr

''Die Bibel ist ja heut' noch ein gern gelesenes Buch, steht ja sicher auch viel Schnes drin, aber manches
halte ich doch fr ausgemachten Unfug. Zum Beispiel die Sache mit dem Nchsten. Liebe deinen
Nchsten! Wer soll das denn sein? Mein Nachbar etwa? Na, schnen Dank! Oder auch Du sollst nicht
begehren deines Nchsten Haus? Will ich doch gar nicht haben, die Bruchbude. Der rumt ja auch nie auf.
Ich finde ja sowieso: Nachbarn sind ungesund. Entweder sie machen einen Heidenlrm oder sie
beschweren sich, da man selbst welchen macht. Jedenfalls haben sie immer was zu meckern. Ich halte
berhaupt nichts von Nachbarn. Ich will ja wirklich mit jedermann gut auskommen, aber von Nachbarn
halte ich berhaupt nichts. Sie sind neugierig, aufdringlich, wissen alles besser und fahren ein greres
Auto. Also, ich sag das jetzt mal vllig ohne Vorurteil: Nachbarn sind einfach ekelhaft!''

Streit und rger wird es immer geben
In dieser schnen, friedlichen Welt
Es kann der Frmmste nicht in Frieden leben
Wenn es dem bsen Nachbarn nicht gefllt

''Dabei bin ich gar nicht fromm. Also, alles kann man mir nachsagen, aber das nun wirklich nicht. Aber jetzt
mal ein Beispiel: Neulich abend komme ich nach Hause, und was sehe ich? Kein Bier im Eisschrank! Na ja,
denk' ich, klingelst du mal beim Nachbarn und fragst, ob der dir ein paar Flaschen borgt. Wr' ja das
einfachste. Aber der kann mich sicher nicht leiden. Neulich hat er mich nicht mal gegrt. Das heit: Er hat
schon gegrt, aber ich nicht! Ich kenn' den ja kaum. Kann ja nicht jeden kennen. Vielleicht war er's auch
gar nicht. Ich wei eigentlich gar nicht richtig, wie der aussieht. Wahrscheinlich unheimlich gemein.
Vielleicht ist er sogar ein Auslnder. Nee, also der borgt mir bestimmt kein Bier. Widerlicher Kerl! Vielleicht
schlft er auch schon, und wenn ich ihn dann wecke, zeigt er mich an. Wegen Ruhestrung oder so. Man
kennt ja solche Leute. Oder er hat gerade seine Freundin da und wird furchtbar wtend, da ich ihn stre.
Oder er ist sowieso schon wtend, weil ihn sein Chef heute zusammengestaucht hat. Und ich soll das dann
ausbaden. Der ist imstande und wird ttlich. Der greift mich an, der schlgt mich, dieser Lump.''

Streit und rger wird es immer geben
In dieser schnen, friedlichen Welt
Es kann der Frmmste nicht in Frieden leben
Wenn es dem bsen Nachbarn nicht gefllt

''Aber das kann er mit mir nicht machen, mit mir nicht! Ich ging rber zu ihm und klingelte Sturm. Er machte
auch gleich auf. Er war kein Auslnder. Seine Freundin war auch nicht da. Typisch! Guten Abend, Herr
Nachbar, was verschafft mir die Ehre?, fragte er voller Ha. Wissen Sie, keuchte ich, wohin Sie sich Ihr
dmliches Bier gieen knnen? Welches Bier? fragte er gespreizt. Na das Bier, das ich mir von Ihnen
borgen wollte! rief ich. Aber davon wei ich ja gar nichts! log er. Ach, davon wissen Sie nichts! Davon
wissen Sie gar nichts? Na, das wird ja immer schner! Er geiferte: Ich trinke nmlich berhaupt kein Bier.
Ich bin Abstinenzler! Aha! entlarvte ich ihn. Abstinenzler! Das heit, Sie trinken nur harte Sachen, was?
Das htten Sie ja auch wirklich gleich sagen knnen! Aber das ist wieder mal typisch Nachbar: Anstatt mit
der Wahrheit herauszurcken, bricht er lieber einen Streit vom Zaun. Aber das habe ich ja von vornherein gewut.''

Streit und rger wird es immer geben
In dieser schnen, friedlichen Welt
Es kann der Frmmste nicht in Frieden leben
Wenn es dem bsen Nachbarn nicht gefllt