Duo Camillo: Der Gaukler

Er steht vor dem dunklen Klostertor
die Geige in der Hand.
Muede von der Wanderschaft
all die Jahre durch das Land.
Und er traeumt von sanfter Ruhe
in dem grossen, kuehlen Bau.
Doch dann sieht er seine Schuhe
und er erinnert sich genau:
Er war der groesste Gaukler
in jedem bunten Saal.
Und da zuckt es, und er denkt sich :
"Noch ein allerletztes Mal!"
Und er tanzt und springt,
so wild er kann,
bis es ihm den Atem raubt.
Und wer ihn sieht, faengt zu lachen an,
wenn er sich gen Himmel schraubt.
Ja er tanzt mit Leib und Seele,
alles, was in ihm erklingt,
bis der Glanz in seinen Augen
von der Lust am Leben singt.

Mit vielen Bruedern steht er dann
ganz still im Chorgestuehl.
Das ist so fremd und leise,
so ein seltsames Gefuehl.
"Die alle sind so nah bei Gott,
nur auf mir liegt ein Bann.
Ich bin die Kutte gar nicht wert,
weil ich nicht beten kann."
Doch als er abends ganz allein
noch in der Bank ausharrt,
durchzuckt es ihn:"Ich lobe Gott
jetzt mal auf meine Art."
Und er tanzt und springt,
so wild er kann,
bis es ihm den Atem raubt.
Und wer ihn sieht, faengt zu lachen an,
wenn er sich gen Himmel schraubt.
Ja er tanzt mit Leib und Seele,
alles, was in ihm erklingt,
bis der Glanz in seinen Augen
von der Lust am Leben singt.

Ein Moench hat heimlich zugesehn,
und sie bringen ihn zum Abt.
Der alte Gaukler schaemt sich,
denn er fuehlt sich ja ertappt.
Er faellt voll Demut auf die Knie:
"Meine Schuld ist fuerchterlich."
Der Pater aber kuesst ihn:
"Bitte, bete du fuer mich!
Wo ich nur leere Worte hab,
da tanzt ein Herz voll Kraft.
Komm, zeig es uns, wir brauchen
alle diese Leidenschaft."
Und er tanzt und springt,
so wild er kann,
bis es ihm den Atem raubt.
Und wer ihn sieht, faengt zu loben an,
wenn er sich gen Himmel schraubt.
Ja er tanzt mit Leib und Seele,
alles, was in ihm erklingt,
bis der Glanz in seinen Augen
von der Liebe Gottes singt.